Aloys Adorn ist Privatdetektiv. Keiner der glamourösen Sorte, der charismatisch Mordfälle löst. Vielmehr einer, der fremdgehenden Ehemännern nachschnüffelt und der auch mal die Seiten wechselt, wenn es um die Entführung der Nachbarskatze geht. Wenn er abends nach Hause kommt, archiviert er pedantisch das aufgenommene Videomaterial seiner Zielpersonen und sichtet es in Endlosschleife, immer und immer wieder, sich im Bildmaterial fremder Leben verlierend. Aloys nuschelt, ist darüber hinaus ausnehmend unfreundlich, wirsch und menschenscheu. Als sein Vater verstirbt, wendet er sich dem Alkohol zu, bis ihm betrunken in der Bahn seine Videobänder gestohlen werden. Die Diebin will ihn erpressen – oder geht es ihr doch um etwas anderes? Sie entfesselt ein Psychospiel mittels Telefonterror, das Aloys völlig für sich einnimmt. Sie legt falsche Fährten, zeichnet märchenhafte Metaphern und bald durchlaufen Aloys und die mysteriöse Anruferin die ganze Bandbreite menschlicher Beziehungen bis Aloys eine folgenschwere Entscheidung treffen muss.
In seinem Langfilmdebüt platziert Regisseur Tobias Nölle seinen Protagonisten – wunderbar gespielt vom herrlich nuschelnden Georg Friedrich – in die Anonymität der Plattenbauten einer verregneten Asphaltsiedlung. Doch auch in dieser trostlosen Umgebung kann sich ein Tor zu anderen Welten öffnen, selbst wenn dieses Tor nur der Telefonanschluss ist.
Karten können hier via Formular reserviert werden.
CH. FRA 2016
90 Min.
Regie
Tobias Nölle
Drehbuch
Tobias Nölle
Darsteller
Georg Friedrich, Tilde von Overbeck
Produzent
Christian Davi, Christof Neracher, Thomas Thümena, Jean Des Forêts