Italien im 17. Jhd.: Das neunjährige Mädchen Benedetta wird von ihren wohlhabenden Eltern ins Kloster gebracht. Sie scheint einen besonderen Draht zur himmlischen Welt zu haben. Als erwachsene Frau hat sie zunehmend gewaltvolle und sexuelle Visionen von Jesus. Er rettet sie mit dem Schwert vor angreifenden Schlangen, sie hängen beide in körperlicher Vereinigung am Kreuz. Als die aus armen Verhältnissen stammende Bartolomea im Kloster aufgenommen wird, werden die Visionen realer und die körperlichen Leidenschaften vertiefen sich. Nicht lange und die Hierarchien in der Klostergemeinschaft stehen Kopf.
Es handelt sich um die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte der lesbischen Nonne Benedetta Carlini (1590-1661). Nun könnte man in BENEDETTA die Erweiterung des Portfolios des niederländischen Skandalregisseurs Paul Verhoeven um einen verruchten Nunsploitationfilm erwarten. Und damit liegt man richtig und falsch zugleich! Die Optik des Films ist an den Bildern von abgeschmackten Historienfilmen orientiert, aber auf hundert gedreht. An nackter Haut und derb symbolischen religiösen Szenerien wird nicht gespart. Dennoch und gerade deshalb präsentiert uns der Hobbytheologe und Autor des Buches JESUS – DIE GESCHICHTE EINES MENSCHEN hier ein vor Ideen sprudelndes Werk über religiöses und sexuelles Begehren und legt, weit über zeitgeistige Kirchenkritik hinaus, Machtdynamiken in autoritären Strukturen offen.
Triggerwarnung: Im Film werden Szenen sexuellen Missbrauchs explizit dargestellt, die für einige Zuschauer:innen beunruhigend sein können. Anschauen auf eigene Verantwortung. Opfer sexuellen Missbrauchs finden Hilfe auf beauftragter-missbrauch.de.
FRA 2021
127 Min.
Regie:
Paul Verhoeven
Drehbuch:
David Birke, Paul Verhoeven
Mit:
Virginie Efira, Charlotte Rampling, Daphné Patakia, u.a.
Kontakt:
Capelight pictures / Central Film