Es ist bitterkalt des Nachts in dem ausladend eingerichteten Familienanwesen als die siebenjährige Holly Zeugin wird, wie ihre Mutter ihre kleine Schwester und ihren Vater scheinbar grundlos bestialisch ermordet. Das Trauma verfolgt sie auch zwanzig Jahre später. In der Hoffnung, Antworten auf das „Warum?“ des blutigen Verbrechens zu bekommen, lässt sich Holly mit ihrem Mann auf einen mysteriösen Kult für die besser Betuchten ein, der auf den Namen Umbrella of Love and Mind hört und eine Aufarbeitung des Traumas verspricht. Doch schnell wird klar, dass die Mitgliedschaft in der Gruppierung sie nur noch weiter in den Wahnsinn treiben wird.
Nach seinem Langfilmdebüt BASKIN beschäftigt sich auch Can Evrenols Zweitlingswerk mit sinistren Kulten und den Geistern der Vergangenheit seiner Hauptprotagonistin. Dennoch ist HOUSEWIFE alles andere als eine Wiederholung der Formel des vielerorts (so auch bei unserem Festivaldebüt 2015) begeistert aufgenommenen Vorgängers. Vielmehr wildert Evrenol dieses Mal in den Gefilden des erotischen Thrillers einer- und den Mindfuck-Welten eines David Lynch (MULHOLLAND DRIVE) andererseits, mischt diesen Einflüssen jedoch eine gehörige Portion surrealen und herrlich rustikal daherkommenden Splatter der Marke Lucio Fulci (THE BEYOND) bei. Was sich auf dem Papier schon ziemlich abgefahren liest, wird unter Evrenols Leitung zu einem unverschämt edel bebilderten Trip, der all diejenigen belohnt, die gewillt sind, sich auf dieses wilde, ungestüme Stück herzhaft spekulativen Kinos einzulassen.
TUR 2017
82 Minuten
REGIE
Can Evrenol
DREHBUCH
Can Evrenol, Cem Özüduru
KAMERA
Tayman Tekin
PRODUKTION
Metin Anter, Müge Büyüktalas, Erhan Ozugul
MIT
Clementine Poidatz, Ali Aksoz, Defne Halman, Resit Berker Enhol u.a.
KONTAKT
AMP International