Acide

Ein unachtsam vergessener Teddybär liegt in dem Grasstreifen neben einer Fahrbahn. Hinter der Leitplanke stillstehende Autos. Vereinzelte Regentropfen fallen auf Autodächer. Autotüren werden zugeschlagen, Stimmen werden laut und Schritte schneller. Es liegt Panik in der Luft und schon prasselt der Regen schonungslos auf die Erde nieder. Er frisst sich durch Metall und Haut, zersetzt alles, was er berührt. Im Mittelpunkt der Hysterie ein Kind und seine Eltern, die verzweifelt nach Schutz suchen.

FRA 2018, 18 Minuten, Regie: Just Philippot, Französchisch mit englischen Untertiteln

Coyote

Ein Kojote verliert Partnerin und Welpen durch einen Wolfsangriff. Was folgt ist eine Trauerverarbeitung COYOTE-Style und die hat es in sich. In knalligen Komplementärfarben entfalten sich in dem Animationsfilm surreale Bilder voll archaischer Todessymbolik. Durch den von bunten Gedärmen durchzogenen Alptraum kämpft sich der inzwischen fast menschliche Protagonist und anfänglicher Selbsthass transformiert sich in etwas Wildes. Schließlich lässt der Kojote seinen Gewaltfantasien freien Lauf.

CHE 2018, 10 Minuten, Regie: Lorenz Wunderle, Ohne Dialog

9 Pasos

Ein kleiner Junge steht nachts im Wohnzimmer. 9 PASOS – 9 Schritte, das ist die Entfernung, die ihn von seiner jetzigen Position aus vom Badezimmer trennen. Dazwischen liegt ein pechschwarzer Flur. Über dem Jungen steht sein Vater, der nicht länger dazu bereit ist, den ängstlichen Sohn nachts auf das Klo zu begleiten. Männer dürfen keine Angst haben, erklärt er… und im Jahr 2018 wissen wir hoffentlich alle, dass solcherlei toxic masculinity kein gutes Ende nehmen kann.

ESP 2018, 8 Minuten, Regie: Marisa Crespo, Moisés Romera, Spanische mit englischen Untertiteln

Here There Be Monsters

Elki wird im Schulbus von zwei bösartigen Mitschülerinnen gemobbt. Ihre resignierte Reaktion auf die tätlichen Übergriffe zeigt, dass sie dieser Tortur schon lange ausgesetzt und zermürbt ist. Und dann verschläft sie auch noch entkräftet ihre Haltestelle und erwacht erst im abgeschlossenen Bus im dunklen Busbahnhof. Ein Schatten, der um das Fahrzeug schleicht, lässt sie vermuten, dass sie das Schlimmste noch nicht überstanden hat.

USA 2018, 15 Minuten, Regie: Drew Macdonald, Englisches Original

R.I.P.

Ist man erst einmal tot, gestaltet sich das Sterben in diesem makabren Kurzfilm schwerer als gedacht. Denn nachdem seine Ehefrau akribisch jedes Detail seiner Beerdigung geplant hat, würde sie eher über Leichen gehen, als die trauernden Gäste zu enttäuschen. Da kommt es doch gerade gelegen, dass die grünlich-kränkliche Farbgebung des Films eine kontrastreiche Grundlage für jede Menge Kunstblut darstellt.

ESP 2017, 16 Minuten, Regie: Caye Casas & Albert Pintó, Spanisch mit englischen Untertiteln

True North

Es ist Nacht. Ein Seemann rudert einsam in seinem Boot durch dunkle Gewässer. Noch ist die See ruhig, da findet er in der Nähe eines Schiffswracks einen Überlebenden. Ein kleiner Junge einsam zurückgelassen in einem treibenden Holzfass. Die See wird rauer. Ein Sturm braut sich zusammen.  TRUE NORTH fasziniert vor allem durch seine Machart. Rotoskopierte Aufnahmen und digitale 2D- und 3D-Objekte fügen sich nahtlos zusammen und transportieren in dunklen Bildern die ambige Stimmung des Films. 

GBR 2017, 8 Minuten, Regie: George Bowler, ohne Dialoge

Hana

Am Fenster steht Hana, die kleine Tochter einer vielbeschäftigten Geschäftsfrau. Als Gespenst verkleidet blickt sie von weit oben auf die Stadt herab. Hinter ihr wartet ihre Mutter ungeduldig auf die neue Babysitterin. Jene hetzt in das Gebäude und überhört das Getuschel der Nachbarn, warum Hana nun schon wieder eine neue Babysittern bräuchte. Dabei ist alles, worum die Mutter bittet: Keep Hana safe!

JPN /KOR 2018, 13 Minuten, Regisseur: Mai Nakanishi, Koreanisch mit englischen Untertiteln

Long Distance Relationship

Der Mensch braucht Ziele in seinem Leben und das Ziel des Protagonisten ist es, Sex mit einer außerirdischen Lebensform zu haben. Dazu zieht er extra nach Brasilien – denn dort ist alles möglich. Der Kontakt ist bereits hergestellt, doch zu einem Treffen soll es erst in mehr als 60 Jahren kommen. Bis dahin muss sich der nach grünen Antennen verzehrende Mann mit einer Fernbeziehung zufrieden geben. Ihm bleibt nichts anderes übrig als zu warten und mit dem Blick zum Himmel zu masturbieren.

CAN 2017, 5 Minuten, Regie: Carolina Markowicz, englisches Original

Salt

Ein karges Zimmer. In der Mitte ein Krankenbett.. Auf diesem tröstet eine verzweifelte Mutter ihr kränkliches Kind und herum zieht sich ein Kreis aus Salz. Der Husten des Kindes wird immer schlimmer und der Mutter bleibt nichts anderes übrig, als atemlos die Treppe nach unten zu hasten. Es bleiben ihr nur wenige Sekunden, um sich in den nächsten Salzkreis zu retten. 120 Sekunden. Packend. Innovativ. Salzig.

UK 2017, 2 Minuten, Regisseur: Rob Savage, englisches Original

Helsinki Mansplaining Massacre

Nach einem Autounfall wacht die Horrorfilmliebhaberin und Protagonistin des Films in einer abgelegenen Waldhütte auf. Ihr Mann hat sich während ihrer Ohnmacht bereits mit den Weihnachtsmützen tragenden Hausherren angefreundet und hält es nun für das Beste, die Nacht in der von Gartenzwergen und Taxidermie geprägten Atmosphäre zu verbringen. Die SUSPIRIA-Shirt-Trägerin begreift, dass es, möchte sie die Nacht überleben, nur eine Regel gibt: Kritisiere niemals das männliche Ego oder es droht ein Massaker.

FIN 2018, 15 Minuten, Regie: Ilja Rautsi, Finnisch mit englischen Untertiteln