Official Selection: The Killing of a Sacred Deer

Spieltermin: So., 25.11.17 | 21:00 Uhr
Englische Originalversion
Centerpiece

THE KILLING OF A SACRED DEER endet nicht mit dem durchgelaufenen Abspann. Er verfolgt einen bis nach Hause – ob man will oder nicht. Ab der ersten Sekunde schafft es der Film, einen zielgerichteten Stil zu etablieren, der sich konsequent durchzieht. Meisterlich wird eine Kinematographie des lauernden Unheils zelebriert und dem Unheimlichen nach Freud ein Zuhause geboten. Kompositorisch schwebt die Bedrohung in jeder Einstellung über den Köpfen der Figuren. Der Raum über ihnen wächst durch ungewohnte Blickwinkel ins Unendliche, sodass mithilfe der grandiosen Kameraführung die Figuren machtlos und ausgeliefert erscheinen. Klinisch präzise und geradezu sadistisch wird die Fassade jeder Figur zerlegt. Und all das, während die Zeit schonungslos voranschreitet und eine drastische Entscheidung gefällt werden muss. Mechanische Dialoge und skurrile Momente sorgen derweil für einen wunderbar grotesken Humor. Wenn etwa der Vater beim Abendessen ganz nebenbei erzählt, dass die Tochter ihre Periode bekommen hätte oder seine allgemeine Obsession mit Armbanduhren kundtut.
Yorgos Lanthimos hat bereits mit DOGTOOTH und THE LOBSTER seinen ganz eigenen filmischen Kosmos erschaffen und immer wieder bewiesen, dass er ein Meister darin ist, seine Filme auf der Schwelle zwischen Dystopie, Verstörung und Humor zu balancieren. Inspiriert von dem Mythos der Iphigenie, die unschuldig zum Zwecke eines größeren Wohl hätte geopfert werden sollen, entspinnt sich nun in seinem neuen Film eine allegorische Geschichte um Schuld und Sühne.

GBR, IRL2017
121 Minuten
Regie
Yorgos Lanthimos
Drehbuch
Yorgos Lanthimos, Efthimis Filippou
Kamera
Thimios Bakatakis
Produktion
Ed Guiney, Yorgos Lanthimos, Andrew Lowe
Mit
Colin Farrell, Nicole Kidman, Barry Keoghan, Raffey Cassidy, Alicia Silverstone u.a.
Kontakt
Alamode Film GmbH